Hyperhydrose – Übermäßiges Schwitzen
Warum schwitzen wir
Schwitzen ist ein natürlicher Mechanismus, mit dem unser Körper seine Temperatur reguliert. Steigt die Außentemperatur stark an oder erhitzt sich unser Inneres bei körperlicher Anstrengung oder durch emotionale Aufregung werden die Schweißdrüsen aktiv und produzieren eine wässrige Flüssigkeit, die an der Körperoberfläche verdunstet und so dem Körper Wärme entzieht. Dadurch wird unser Körper gekühlt. Wenn der Mensch nicht schwitzen würde, müsste er hecheln wie ein Hund oder immer wieder Pausen einlegen, um abzukühlen.
Etwa einen halben Liter schwitzt der Mensch in Ruhe im Laufe eines Tages. Bei körperlicher Belastung kann sich diese Menge erheblich steigern. Frischer Schweiß riecht neutral. Erst durch die bakterielle Zersetzung des Sekrets entsteht der unangenehme Geruch.
Übermäßiges Schwitzen – Hyperhydrose
Es gibt Menschen, die übermäßig stark schwitzen. Schon bei geringer Belastung kommt es zu einer unverhältnismäßig hohen Schweißabsonderung. Das ist für die Betroffenen oft sehr unangenehm, denn sichtbares Schwitzen signalisiert in unserer Gesellschaft, dass der Betroffene an die Grenzen seiner Belastbarkeit, emotional oder körperlich, gekommen ist. Es wird von der Umgebung als Zeichen von Schwäche gewertet und wirkt für den Patienten als stigmatisierend.
Die medizinische Bezeichnung für übermäßiges Schwitzen ist Hyperhydrose.
Dabei unterschiedet man zwischen sogenannter primärer und sekundärer Hyperhidrose. Bei der sekundären Hyperhidrose gibt es ursächliche Faktoren wie Hormonunregelmäßigkeiten, beispielsweise im Wechsel, Übergewicht (Adipositas), Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Bei der primären Hyperhidrose lässt sich dagegen keine Ursache finden. Der körpereigene Regulationsmechanismus versagt einfach. Dieser Zustand kommt etwa bei 1-3% der Bevölkerung vor.
Die Betoffenen schwitzen übermäßig stark an den Handflächen (palmare Hyperhidrose), den Fußsohlen (plantare Hyperhidrose), im Gesichts– oder Halsbereich (craniofaciale Hyperhidrose) oder an den Achseln (axilläre Hyperhidrose). Das Krankheitsbild ist zwar an sich harmlos, wird von den Menschen, die daran leiden, jedoch oft als psychisch äußerst belastend empfunden. Häufig führt es zu einer Einschränkung der sozialen Kontakte. Bestimmte Kleidungsstücke werden vermieden und auch im Beruf kann es zu äußerst unangenehmen Situationen kommen, wenn man zum Beispiel einem Händedruck aus dem Weg zu gehen versucht. Der psychische Stress, den die Betroffenen dabei empfinden, äußert sich nicht selten in eine weitere Erhöhung der Schweißsekretion.
Welche Therapien stehen bei Hyperhydrose zur Auswahl
Therapeutisch gibt es mehrere Optionen. Man kann versuchen, mit Hilfe von Hausmitteln wie Salbeitropfen, die Schweißsekretion etwas abzuschwächen. Diese Methode ist jedoch für schwere Fälle nicht ausreichend. Eine weitere Option sind lokal anzuwendende Präparate mit dem Wirkstoff Aluminiumchlorid, der in speziellen Deodorants oder Cremen enthalten ist, die in der Apotheke angemischt werden können. Diese Substanzen können auch über Nacht angewendet werden. Allerdings ist in letzter Zeit Aluminium als Wirkstoff etwas in Verruf geraten, da es in Verdacht verschiedene Krankheitsbilder zu fördern. Diesbezüglich ist die Studienlage noch etwas unklar. Zusätzlich reagieren viele Patienten auf Aluminium haltige Substanzen mit Hautirritationen.
Botox gegen Hyperhydrose
Wenn all diese Möglichkeiten nicht ausreichend Abhilfe schaffen, bieten sich noch Injektionen mit Botox an. Die Substanz wird seit etwa 15 Jahren für die Behandlung der Hyperhidrose eingesetzt. Das Botulinumtoxin, das auch in der Faltentherapie angewendet wird, hat einen hemmenden Effekt auf die Schweißdrüsen und ist wissenschaftlich gut untersucht. Es blockiert die Nervenimpulse, die die Schweißdrüsen zur Sekret Absonderung anregen. Somit wird Schweiß gar nicht erst produziert.
Das Mittel ist gut verträglich und bei richtiger Anwendung treten kaum Nebenwirkungen auf. Die Befürchtung, dass man zum Ausgleich an anderen Stellen vermehrt schwitzt, ist unbegründet, ebenso wenig, dass der Körper überhitzt, weil die überaktiven Schweißdrüsen gehemmt werden.
Wie läuft die Behandlung ab
Um die Behandlung der empfindlichen Regionen so angenehm wie möglich zu machen, wird zuerst eine lokalanästhetische Salbe aufgetragen, die etwa 30-45 Minuten einwirkt. Danach wird Botulinum mit feinsten Kanülen direkt in die Hautschicht verabreicht, in der sich die Schweißdrüsen befinden. Die Wirkung setzt nach etwa 3-5 Tagen ein und ist nach etwa 10 Tagen auf ihrem Maximum. Nach etwa 6 Monaten ist das Botulinumtoxin vollständig abgebaut worden und die Wirkung lässt nach. Die Behandlung muss dann wiederholt werden, um die Schweißsekretion weiterhin zu hemmen.
Fakten
Behandlungsdauer: 30 Minuten
Anästhesie: Lokale anästhetische Salbe
Nachbehandlung: keine
Ergebnis: nach 3-5 Tagen, maximale Wirkung ist nach etwa 10 Tagen erreicht und hält etwa 6 Monate.
Schmerzhaftigkeit: in den Achseln gering, an Händen und Fußsohlen aufgrund der hohen Dichte sensibler Nervenendigungen mäßig.
Gesellschaftsfähigkeit: sofort.